Zwei Generationen – ein Ziel
Wir leben mit der Natur und wir leben von der Natur. Ganzheitlichkeit, Umweltbewusstsein und ein schonender Umgang mit Ressourcen wird auf unserem Biohof seit Jahren gelebt und praktiziert. So soll es auch bleiben.
Grundsätzliche Entscheidungen, die das Hofgut betreffen, werden nicht alleine getroffen. Es tagt dann der Familienrat der beiden Generationen. Hier treffen Meinungen, Wissen und Expertise aus beiden Generationen zusammen.
„Generationswechsel,
Klimawandel und dessen Einfluss auf
die ökonomische Ausrichtung des Bio-Betriebes und
ein neuer nachhaltiger Landtourismus …
Das sind Themen, die uns bewegen.“
Welche konkreten Ziele verbinden wir damit? Und wo stehen wir derzeit eigentlich? Der allgemeine Status Quo des Hofgutes beim Thema Nachhaltigkeit in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales:
Steak oder Stakeholder ???
Ein wichtiger Teil unseres eigenen Nachhaltigkeitsprozesses ist eine sogenannte Stakeholderanalyse, um alle für unser Hofgut relevanten Zielgruppen zu identifizieren.
Die Frage, die sich dabei stellt: Welche Erwartungen haben unsere Feriengäste, unsere Fleischkunden und unsere Geschäftspartner überhaupt an Nachhaltigskeitsthemen?
Beispiele für Erwartungen:
hochwertiges Bio-Rindfleisch (Fleischkunden) | Urlaub im Funkloch (Touristen) | Naturerlebnis im Schwarzwald (Touristen) | Vermarktungschancen für nachhaltigen Landtourismus (Touristenorganisationen) | Aufträge für Bauvorhaben (Handwerker) | Materialeinkauf (Sägewerke, Handwerker) | Klimawandel wird fühlbar (Schüler) | …
Hilfreich, um diese Erwartungen weiter zu erfüllen und Ziele für unser zukünftiges Handeln bei Land- und Forstwirtschaft und Tourismus in Zeiten des Klimawandels festzulegen, sind die sogenannten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (englisch Sustainable Development Goals, kurz SDG’s) der Vereinten Nationen (UN).
Unsere Hauptziele zum Thema Nachhaltigkeit lassen sich an den folgenden SDG´s festmachen:
Diese ausgewählten Ziele kann man mehr oder weniger auf alle Wirtschaftsbereiche unseres Hofgutes übertragen.
Mutterkuhhaltung
Fleischproduktion statt Milch heißt es seit Ende der 1970er Jahre. Mit Direktvermarktung von hochwertigem Bio-Rindfleisch vom Black-Angus Rindern.
Vor über 40 Jahren waren wir unter den ersten 20 Bio-Rinderhaltern in Baden-Würtemberg. Die Rinder leben in zwei kleinen Gruppen in sogenannter Mutterkuhhaltung auf unseren Weiden. Nebenbei tragen sie zum Erhalt der Kulturlandschaft bei und leisten ihren Beitrag zur Landschaftspflege, vor allen an den Hanglagen. Es sind nur so viele Tiere in der Herde, wie unsere Wiesen und das Tal vertragen können.
Besonders Bauer Josef hat eine innige Beziehung zu den Tieren, gilt auf dem Hof gar als Kuh-Flüsterer.
Offenlaufstall aus dem Holz der Weißtanne
Eine zukünftige Tierhaltung wird sich noch stärker an den Ansprüchen der Rinder und an der Wirkung auf die Umwelt orientieren müssen. Deren Wohlergehen, Gesundheit und Komfort in einem Stall sind wichtige Themen. Investionen auf dem Hofgut müssen deshalb mit Bedacht getätigt werden. Eine solche ist der neue Offenlaufstall.
Er wurde von lokalen Zimmerleuten gebaut. Fast ausschließlich mit dem Ur-Baum des Schwarzwaldes, der Weißtanne. Sie ist eine Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel in unserer Region. Die Rinder kommen und gehen, wann sie möchten. Tierfreundlich wird der Stall u.a. durch den Untergrund, der sogenannten Biomatratze. Hier wird eine circa 60 cm dicke Lage aus Holzhäcksel oder Sägespänen verwendet. Dies hat Vorteile für die Rinder: Sie kommen auf einer trockenen, weichen und verformbaren Oberfläche zum Liegen. Zudem sind sie extrem sauber und die Tiergesundheit verbessert sich.
Forstwirtschaft
Wir leben mit und von der Natur. Erst die übernächste Generation kann den heute gepflanzten Baumbestand wirtschaftlich nutzen. Wald ist deshalb ein Generationenprojekt!
Eine wertschätzende Haltung gegenüber dem Wald ist uns deshalb wichtig. Dazu gehört auch die Waldpflege. Bäume zu pflanzen und aufzuforsten, damit der Baumbestand im Gleichgewicht bleibt und sich regeneriert. Denn der Wald ist Klima- und Umweltressource. Er soll seine Funktion zum Sauerstoffausstoß und als CO2-Speicher erfüllen können. Das System Wald mit seinen unterschiedlichsten Baumarten um uns herum ist fragil, Wetterextreme und Schädlingen können großen Schaden anrichten.
Woran wir uns gar nicht gerne erinnern: an Orkan Lothar. Als er am 26. Dezember 1999 über unsere Heimat fegte, hinterließ er eine Schneise der Verwüstung.
In den vergangenen Jahren waren es weitere Auswirkungen des Klimawandels, die unserem Wald zu schaffen machten. Trockenes Wetter und hohe Temperaturen freut zwar den Schönwetter-Tourismus.Für Waldbauern ist das eine Katastrophe. Große Hitze, eine lang anhaltende regenarme Zeit und ausgetrocknete Böden und Bachläufe aller Orten – die Dürre und mit ihr das fehlende Wasser hinterlassen Langzeitschäden, die man bereits an vielen Bäumen erkennen kann.
Viele unserer Jahrzehnte alten Buchen, die von Bauer Josef´s Vater gepflanzt wurden, weisen durch die Hitze und Trockenheit geschädigte Baumkronen auf. Einige dieser bis zu 80 Jahre alten Bäume müssen daher leider frühzeitig gefällt werden. Wartet man zu lange, entsteht ein noch größerer ökonomischer Schaden. Ökologisch sind die Schäden allein schon groß genug.
Wir sind zuversichtlich, dass viele unserer Douglasien, Eichen oder Weißtannen auch in Jahrzehnten noch die Hänge unseres Landes bewachsen. Besonders auf der Weißtanne liegen im Moment große Hoffnungen. Vielleicht werden zukünftig neue Arten hier heimisch werden, die widerstandsfähiger gegen hohe Temperaturen und Trockenheit sind. Die nächsten Generationen werden es wissen.
Nachhaltiger Landtourismus
Ferien auf dem Hofgut. Ankommen. Durchatmen. Erholen.
Statt Hofoffice: Urlaub im Funkloch, Genießen zwischen Hofkatzen und Hühnerschar und Waldbaden.
Das ist unsere Vision.
Wenn es dann noch einen Schnaps von den hofeigenen Streuobstwiesen mit Zwetschgen und Pflaumen, Äpfeln, Birnen, Quitten und Kirschen gibt, ist die Urlaubswelt in Ordnung.
Spannend und lehrreich ist es, wenn wir unsere Gäste aktiv in das Hofleben einbinden. Zum Beispiel beim Backen des Bauernbrotes aus dem Holzofen.
Mit unserem Angebot an Ferienwohnungen erfüllen wir wesentliche Kriterien, die Tourismusunternehmen und Gäste an den neuen nachhaltigen Landtourismus stellen. Eine unser eigenen Kriterien: Balance halten, zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen. Im Moment bieten wir drei Ferienwohnungen an. Dies sind nur soviele, wie unser Hofgut und all seine Bewohner – also auch die tierischen – verkraften können.
Feriengäste tragen zur Unterhaltssicherung bei, sie haben aber auch Einfluss auf das Landleben. Auf den Ressourcenverbrauch bei Strom, Wasser, Heizung und unter dem Aspekt der Mobilität, den Verkehr durchs Tal hin zum Hof und vom Hof wieder weg. Der traditionelle Hof wird aktiv bewirtschaftet, die Hofgebäude sind nicht nur schöne Kulisse. Da kann es schon einmal sein, dass der Hof-Unimog vorbei rumpelt oder die Kettensäge aus der Ferne ertönt. Oder auch der Holzhäcksler rattert.
Da wir ein denkmalgeschütztes Bauernhaus haben, können wir im Moment leider noch kein Klein-Windrad- oder PV-Anlagen zur Stromgewinnung nutzen. Für die Zukunft wird darüber nachgedacht.Dafür ist eine moderne Hackschnitzelheizung im Einsatz. Sie wird mit biologischen Holzhäcksel aus alten Bäumen oder Ästen aus unserem eigenen Wald betrieben.
Was ist ein richtiger Bauernhof ohne seinen Bauerngarten und seiner Biodiversität? Unterschiedliche Gemüsearten und Blumensorten – unsere Bienen sowie viele andere Insektenarten lieben unseren Bauerngarten. Es wird aber auch hier nur soviel angebaut, wie wir essen können.
Den Klimawandel mit seinen Auswirkungen spüren wir in unserem Tal beim Thema Wasser. Wald ist ein Wasserspeicher. Zwei Quellen mit angeschlossenen Sammeleinrichtungen versorgen unseren Hof. Was ist, wenn man morgens das Fenster aufmacht und man den Brunnen nicht mehr plätschern hört?
Kommt kein Wasser von oben aus dem Wald nach, werden die Bachläufe trocken, aus denen die Rinder trinken. Laufen die Brunnen auf dem Hof nicht, können sich unsere freilaufenden Hofhühner dort nicht bedienen, wenn sie Durst haben.
Auch unsere Weiden sind von der Dürre der letzten Monate betroffen. Normalerweise liefern sie auch das Winterfutter. 2022 fiel der zweite Schnitt der Heuernte allerdings aus.
Soziales auf dem Hof
Mit den Hühnern aufstehen, Tiere versorgen, in den Wald gehen und Umwelt- und Klimazusammenhänge entdecken …
Unser soziales Projekt ist die Betreuung von Schulpraktikanten. Jugendliche einer Waldorfschule besuchen unser Hofgut 2 x 3 Wochen im Jahr. Wir bringen ihnen das reale Hofleben näher und vermitteln unsere Sicht auf ein nachhaltiges Landleben. Dazu gehört auch Einblicke zu geben, in nachhaltige Tierzucht und Bio-Fleischproduktion, sowie dem wertschätzenden Umgang mit Lebewesen.
Wir sind sicher: Schulpraktika schärfen das Umweltbewusstsein junger Menschen. So leisten wir einen Beitrag zur ökologischen Persönlichkeitsentwicklung der nächsten Generation.